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Tatjana aus Sardinien

Hallo Tatjana! Wir freuen uns sehr, dass du heute bei uns bist. Erzähl doch bitte, wo du gerade lebst?

– Hallo! Danke, dass ihr mich eingeladen habt. Ich komme ursprünglich aus Donezk, lebe aber derzeit in Italien, auf Sardinien.

– Das klingt wunderbar! Wie bist du eigentlich zur Fermentation gekommen? Gab es einen besonderen Moment?

– Oh ja! Es fing mit dem inneren Bedürfnis an, mich anders zu ernähren – nicht so, wie es die Lebensmittelindustrie vorgibt. Ich habe ihnen einfach nicht wirklich vertraut und mich mehr zu Früchten hingezogen gefühlt als zu Fleisch. Irgendwann wurde mir klar, dass jeder Mensch anders ist, und das ist auch gut so. Ich zum Beispiel liebe es, fermentierte Leckereien zu essen. Sie schmecken großartig und geben mir ein Gefühl der Leichtigkeit. Während jemand neben mir eine Pizza isst, genieße ich meine fermentierten Köstlichkeiten – und fühle mich dabei einfach wohl. Der entscheidende Moment kam, als ich anderthalb Monate lang bewusst auf fermentierte Lebensmittel verzichtete. Da wurde mir klar: Das ist mein Weg, darauf möchte ich nicht mehr verzichten.

– Spannend! Und wie hast du von der Fermentation unter Druck erfahren?

– Angefangen hat alles mit den YouTube-Livestreams von Iwan Bobrow. Er hatte mal Alexander zu Gast, der über Fermentation sprach. Auch Olga Kornilowa erwähnte, dass es in Moskau an der Taganka etwas Neues und Köstliches gibt – das hat mich direkt angesprochen. Ich habe mich dann intensiver mit dem Thema beschäftigt und bin mittlerweile seit drei Jahren dabei. Ich habe sogar eine Telegram-Gruppe gestartet, die ich als persönliches Notizbuch nutze. Es ist schön, Gleichgesinnte zu finden und in meiner kleinen Welt zu leben.

Was die Druckfermentation betrifft: In speziellen Behältern erreicht man Drücke von über 10 Bar – das geht mit Flaschen natürlich nicht. Außerdem ist es praktischer: Statt unzähliger Flaschen, bei denen man ständig den Druck ablassen muss, hat man ein paar Behälter mit einer Druckanzeige.

– Wie sehr beeinflusst die Fermentation deinen Alltag?

– Sie ist fester Bestandteil meines Lebens! Ich habe immer fermentierte Snacks dabei – getrocknete Leckereien oder Getränke. Warum sollte ich Cola trinken, wenn ich meine eigenen, gesunden Alternativen habe? Ich liebe meine hausgemachten Fruchtpasten und Kaubonbons. Alles wird schonend bei 35 Grad getrocknet. Da vermisse ich keine industriellen Süßigkeiten oder in Sirup getränkten Trockenfrüchte.

– Was fasziniert dich an fermentierten Produkten?

– Es ist dieses wunderbare Gefühl von Leichtigkeit und Zufriedenheit. Außerdem funktioniert meine Verdauung hervorragend! (lacht) Bald möchte ich auch eigene Knäckebrote und Süßigkeiten machen. Klar, Brot gibt’s auch im Laden – aber fermentiertes, bei niedriger Temperatur getrocknetes Brot ist etwas ganz Besonderes.

– Hast du Lieblingsrezepte, die du mit uns teilen möchtest?

– Lieblingsrezepte habe ich nicht wirklich – ich kombiniere spontan, worauf ich Lust habe. Manchmal nehme ich Ananas, Apfel und Kräuter, ein anderes Mal Rote Bete mit Knoblauch. Ich experimentiere einfach gern!

Gab es am Anfang Fehler, aus denen du gelernt hast?

Ich würde sie nicht als Fehler bezeichnen, eher als Erfahrungen. Anfangs hatte ich Respekt davor, den Druck aus den Flaschen abzulassen – das war’s aber auch schon. Mit der Zeit wurde ich sicherer.

– Wie wirkt sich Fermentation deiner Meinung nach auf die Gesundheit aus?

– Es erweitert das Bewusstsein! Du bemerkst Dinge, auf die du früher nie geachtet hättest. Es ist eine Art Reinigung für Körper und Geist. Ich esse bewusst, weil ich die Verantwortung für meinen Körper trage – und das fühlt sich einfach richtig an.

– Hast du gesundheitliche Verbesserungen bemerkt?

– Absolut! Ich fühle mich leichter, energiegeladener und esse Lebensmittel, die mir guttun. Ich gehöre nicht zu denen, die Fleisch für unverzichtbar halten – für mich gehört es einfach in eine andere Kategorie.

– Verwendest du fermentierte Produkte auch außerhalb der Ernährung?

– Ja, manchmal. Übrig gebliebener Trester landet bei mir im Abfluss – das hilft tatsächlich, die Rohre sauber zu halten. Oder ich streue ihn in den Garten als Dünger. Mein Ziel ist es, möglichst abfallfrei zu arbeiten.

– Gab es ungewöhnliche Anwendungen, die dich überrascht haben?

– Eigentlich nicht. Ich bin mit dem, was ich mache, vollkommen zufrieden. Und das Schönste: Es gibt noch so viel zu entdecken!

Du teilst deine Getränke ja auch mit anderen. Was sagen sie dazu?

– Meine Mutter und meine Freundin trinken sie regelmäßig. Meine Mutter meint, ihre Verdauung sei dadurch viel besser geworden, und meine Freundin genießt es im Sommer wie ein erfrischendes Kwas. Bisher produziere ich nur für den Eigenbedarf, aber mit ein paar zusätzlichen Behältern könnte ich auch verkaufen.

– Du hast dich bereits auf unserer Karte eingetragen. Hat sich schon jemand gemeldet?

– Noch nicht, aber das ist okay. Hauptsache, ich bin dort verzeichnet – Bestellungen nehme ich jederzeit entgegen.

– Findest du, Fermentation gehört zu einem nachhaltigen Lebensstil?

– Auf jeden Fall! Es ist genau das, was wir alle brauchen.

– Hast du schon an gemeinsamen Projekten oder Workshops teilgenommen?

– Bisher nicht, aber ich wäre sofort dabei. Ich brenne für das Thema und teile mein Wissen gern.

– Welche Rolle spielen traditionelle und kulturelle Kenntnisse in deiner Praxis?

– Eine große! Schon unsere Vorfahren nutzten Kräuter und Wurzelgemüse. Ich liebe Ivan-Tee, Amaranth, Rüben, schwarze Rettiche… Das sind unsere Traditionen, unsere Stärke. Meine Kräuter kaufe ich bei einer Kräuterkundigen, Honig bei Imkern aus Transkarpatien – für mich nur das Beste.

Was würdest du jemandem raten, der mit Fermentation anfangen möchte?

Einfach loslegen! Keine Ausreden. Die Starterkulturen bekommt man leicht – wir sind viele und helfen einander. Also: Trau dich und probier’s aus!

– Gibt es eine Fermentationstradition, die du gern erforschen würdest?

– Momentan experimentiere ich vor allem mit Früchten – das gefällt mir am meisten.

Hast du einen großen Traum in Bezug auf Fermentation?

– Oh ja! Ich träume von einer eigenen Produktion. Alexander hat uns damals alle so inspiriert – seitdem lässt mich der Gedanke an eine kleine Manufaktur nicht mehr los.

– Was wünschst du dir von der Plattform Iturria? Gibt es etwas, das dir fehlt?

– Ehrlich? Nein, ich bin rundum zufrieden.

Tatjana, wir danken dir von Herzen für dieses offene und inspirierende Gespräch! Es war wirklich spannend, mehr über deinen Weg und deine Erfahrungen zu erfahren.

– Ich danke euch! Es war mir eine Freude, meine Geschichte zu teilen. Vielleicht motiviert es ja jemanden, ebenfalls mit Fermentation zu beginnen!

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